Meinung und Fazit
Nachdem ich das Buch gelesen hatte, war ich zunächst recht ernüchtert.
Schon mal vorweg: Ich bin mir nicht ganz sicher, wie man das Genre „Krimi“ oder „Krimisatire“ genau definiert, aber dieses Buch war für mich ein Gesellschaftsroman, der höchstens ein paar Krimispuren erkennen lies.
Anfangs ging es noch recht vielversprechend mit einem Mordfall los. Danach erlebt man das Leben des Toten im Rückblick. Das fand ich in Ordnung, aber ich wusste zu diesem Zeitpunkt auch noch nicht, dass diese Rückblende den Rest der Romanhandlung bestimmen würde. Erst ganz zum Schluss wird es noch mal „kriminell“, wobei jedoch der ursprünglich Mord immer noch unaufgeklärt bleibt. Und das ist mein größter Kritikpunkt, denn dadurch hat die Geschichte nur einen Bruchteil dessen, was der Klappentext suggeriert. Lediglich die Spießbürgerlichkeiten und das gesellschaftliche Treiben kommen in allen Facetten zum Vorschein.
Nun muss ich der Autorin hierbei allerdings zu Gute halten, dass sie (vermutlich) nichts für den Klappentext kann. Da hätte der Verlag mehr bzw. etwas anderes schreiben müssen. Aber so fühlte ich mich in die Irre geführt. Was das oben angesprochene gesellschaftliche Treiben angeht, hat die Autorin gut gearbeitet. Alles ist reichlich überspitzt dargestellt, doch das hatte ich dem Klappentext zufolge auch nicht anders erwartet. So traf ich auf neugierzerfressene Nachbarn, Tratschtanten, schwarze Schafe und dergleichen mehr. Die Personen wurden im überwiegenden gut dargestellt, aber für meinen Geschmack waren es zu Viele. Hinzu kam, dass ich bis zum Schluss nicht wirklich wusste, was ich von Carolin, eine der Hauptfiguren und Frau des Toten, halten sollte. Ihre spirituellen Neigungen und ihr ruhiges, fast devotes Wesen standen im krassen Gegensatz zu der gradlinigen Frau, die ich zwischendurch und besonders am Ende erlebte. Ich bekam weder in der einen, noch in der anderen Phase einen Zugang zu ihr. Allerdings habe ich ihr die Entwicklung trotzdem gegönnt.
Die Verknüpfungen der restlichen Bewohner untereinander (Wer, mit wem und warum) waren zumeist recht schlüssig, trotzdem hatte ich den Eindruck, dass sich die Autorin hier und da zu sehr in Einzelheiten verstrickte.
Der Kriminalteil, der fast am Ende noch mal zum Vorschein kam, war ganz nett zu lesen, zumal ich damit gar nicht mehr gerechnet hatte. Leider konnte er den Gesamteindruck nicht mehr deutlich heben, was aber auch an dem schon angesprochenen, recht unbefriedigenden Ende lag.
Nicht schlecht, aber leider ganz anders als erwartet.
Liebe TaGe
Ich danke Ihnen für die ausführiche Rezension, und die (fast) genaue Inhaltsangabe meines Buches. Leider muss ich etwas korrigieren: Caroline ist nicht die Frau des Toten. Diese Frau heisst Barbara! Im übrigen ist die Geschichte von mir so angelegt, dass es möglich ist, eine Fortsetzung zu schreiben. Dass der Zugang zu Barbara für manche Leser schwierig ist, kann ich verstehen. Ihren Charakter habe ich aus den oben angegebenen Gründen so geschaffen. Andere Leser haben es allerdings verstanden. Der Klappentext an sich kann nichts suggerieren. Es gibt keine Klappen in diesem Buch. PS: Im Übrigen ist das Buch als Krimisatire veröffentlicht worden. Es tut mit Leid, dass Sie nicht wissen, wie man diese definiert. LG: Heidrun Böhm
Sehr geehrte Frau Böhm ! Danke für die Richtigstellung, da ist mir wohl ein Fehler unterlaufen. Ich habe das verbessert…
Mit “Klappentext” ist die kurze Inhaltsangabe auf der Buchrückseite gemeint. Ich weiß, dass dieser Ausdruck nicht ganz passend ist, jedoch hat sich bisher noch nie Jemand daran gestört. Andere bezeichnen es als “Waschzettel”, wobei ich persönlich das noch unzutreffender finde. Daher habe ich erstere Bezeichnung gewählt.