Ich war noch niemals in New York Biografie Heidrun Böhm bei Amazon
Auszug aus meiner Biografie...die Pubertät....
Immer wieder war mir gesagt worden, ich sei ein braves Mädchen. In der Pubertät beschloss ich, das zu ändern, das Leben zu genießen.
Meine Mutter sagte: „Du gehst los wie eine Rakete.“
Sie riet mir, nach der Volksschule in die Haushaltungsschule zu gehen, damit ich für ein Jahr untergebracht war und danach mit einer Ausbildung beginnen konnte.
„Ihr seid die Nägel zu meinem Sarg“, kreischte die alte Lehrerin mit verzerrtem Gesicht. Ihre eisenfarbigen Augen waren weit aufgerissen, und ihr Mund erinnerte mich und meine Freundin Gabi an ein Bild vom Eingang der Hölle, das wir vor einiger Zeit in einer Bibel gesehen hatten. An jener Stelle loderte das ewige Fegefeuer, in das alle Sünder irgendwann kommen würden. Im Klassenzimmer war es danach sehr ruhig. Man hätte eine Stecknadel fallen hören können, während die Mitschülerinnen Gabi und mich spöttisch belächelten. Die gemeinsame Abneigung gegen die Schulleiterin, die Unterricht im Nähen gab, verband uns.
Denn diese alte Schachtel hielt mich und Gabi für gleichwertig dumm. Wenn andere Schülerinnen in einer Stunde eine perfekte Küchenschürze nähten, waren nur wir beide nicht mit dem Zuschnitt fertig.
Die Lehrerinnen dieser Schule betrachteten ihre Zöglinge mit einem milden und einem wachsamen Auge. Ihr Ziel war es, den jungen Mädchen auf den „rechten Weg“ zu helfen. Doch was die Lehrerinnen unter dem „rechten Weg“ verstanden, begriffen auch die Schülerinnen, die in einer Stunde eine Schürze nähen konnten, nicht.
Gabi war dick, und ich war eine kleine dürre Bohnenstange. Wo die eine zu viel hatte, fehlte es der anderen an Rundungen. Trotzdem, etwas gefiel mir an meiner Mitschülerin. Ihr flaches rotes Hütchen, das scheinbar festgeklebt auf ihren blonden kurzen Haaren saß, war es nicht. Ich fand es scheußlich. Die grünen Augen waren es auch nicht. Ich hatte braune Augen. Grüne Augen haben nur wenige Menschen und Katzen, das wusste ich. Gabi trug lange karierte Röcke und weiße Blusen mit gestärkten Rüschen am Hals. Ich verglich die Vorstellung, jemals selbst so ausstaffiert zu sein, mit einem Albtraum. Meine Freundin trat auch nicht so selbstsicher auf wie die anderen Mädchen hier in der Haushaltungsschule, die alles, was ihnen beigebracht wurde, sofort zu verstehen schienen.
Die Lehrerin, die Unterricht im Nähen gab, war von Fräulein Spitzmaus, einer anderen Lehrerin, abgelöst worden. Gabi und ich hatten ihr diesen Namen gegeben, denn sie hatte eine spitze lange Nase, die sie gerne in die Angelegenheiten der Schülerinnen steckte.
„Heute lernen wir, wie man einen Säugling wickelt, kommt bitte alle nach vorn“, sagte sie.
Die Mädchen drängelten sich kichernd ums Pult.
„Die Renate ist schwanger“, flüsterte mir Gabi zu. Sie rückte ihr rotes Hütchen zurecht und hielt sich die Hand vor den Mund, um einen aufsteigenden Lach Reiz zu unterdrücken.
„Und nun wollen sie uns beibringen, wie man aus einem Säugling und einer Stoffwindel ein handliches Paket schnürt“, flüsterte ich. Aufklärung war weder im Lehrplan der Schule noch bei den Eltern vorgesehen. Deshalb machte Fräulein Spitzmaus den meist vergeblichen Versuch, den Mädchen Tugend und Sittsamkeit beizubringen. Wir kicherten die ganze Stunde über, was zur Folge hatte, dass wir immer noch nicht wussten, wie man einen Säugling wickelt.
Gabi und ich hatten immer etwas zu lachen. Aber wir fanden auch schnell einen Anlass zum Weinen.
„Das ist nun mal so in der Pubertät“, hatte Mutter gesagt.
Die meisten Mädchen waren in die Schule gekommen, um das Nähen und die perfekte Haushaltsführung zu erlernen. Dass sie nach der Schule zuerst in die Fabrik gehen oder als Verkäuferin arbeiten würden, bis sie den richtigen Mann gefunden hatten, war alltäglich. Es gab außerdem Mädchen, die in einem Büro arbeiten wollten. Dafür war Gabi nicht geschaffen. Das Rechtschreiben war ihre Schwäche. Ich half ihr dabei, so gut ich konnte. Meine Freundin war nicht fähig, sich über längere Zeit zu merken, wie man das eine oder andere Wort schrieb. Was sie gestern falsch geschrieben hatte, war am nächsten Tag wieder mangelhaft.
Gabi half mir beim Nähen. Im Laufe der Zeit entwickelte sie dabei mehr Geschick als ich. In den Kochunterricht gingen wir beide gerne. Zu allem Unglück mussten wir nach dem Kochen die Küche putzen. Gabi war tapsig und bewegte sich bisweilen langsam. Den Höhepunkt erreichte sie, als sie über einen prall mit Wasser gefüllten Eimer stolperte und zu Boden ging, ohne einen Tropfen Wasser zu verschütten. Auch das gefiel mir an meiner Freundin. Man konnte mit ihr Lachen, bis man Bauchschmerzen bekam.
Trotz der Befürchtungen von Gabis Mutter hatten wir noch keinen Freund vorzuweisen. Gabi war zu dick, ich war zu dünn, und obendrein waren wir beide schüchtern. Wir stürzten uns auch nicht Hals über Kopf ins neu gebotene Vergnügen, denn Gabi musste abends früh zu Hause sein. Ich hatte eine Stunde länger Ausgang. Wenn ich später nach Hause kam, gab es keinen tagelangen Streit wie bei Gabi zu Hause.
Es genügte uns, wenn wir mit unseren Miniröcken auf der Bahnhofsstraße flanieren konnten und die Jungs uns hinterher pfiffen. Einen Haken hatte die Sache allerdings. Da war die Anordnung von Gabis Mutter, die ihrer Tochter verboten hatte, Miniröcke zu tragen. Dies hatte zur Folge, dass Gabi ein Doppelleben führte. Sie ging als brave, züchtig angezogene Tochter von zu Hause weg, um angeblich mit mir und meiner Mutter spazieren zu gehen. Dann lieh sie sich einen Rock von mir aus, und wir flanierten auf der Bahnhofstraße. Meine Mutter machte das Spiel mit, was ihr von uns hoch angerechnet wurde. Gabis Hintern wackelte im Minirock allerdings wie der einer Ente. Doch der Erfolg war durchschlagend. Einige Jungs verfolgten uns bis nach Hause.Gabi hatte keinen Berufswunsch. Sie arbeitete nach der Schule in einer Fabrik. Vielleicht würde sie dort ihren zukünftigen Mann kennen lernen. Man wusste ja nie, wo, wann oder warum die Liebe zuschlug. Eine fleißige Frau, die in einer Fabrik arbeitete, war einem Mann zu dieser Zeit immer willkommen. Es war eine Garantie für ein gemeinsames Leben, in dem beide Ehepartner genug Geld verdienen konnten, um ein Häuschen zu bauen und eine Familie zu gründen.
Kommentare:
Wo dran merkt man(n) dass der Frühling beginnt?
Wenn man drei Miniröcke pro Stunde sieht :-)
Das hat mal irgendein Radiomoderator gesagt.
Ich finde es als Mann sehr spannend, zu lesen, wie denn die Mädels ihre Pubertät erlebt haben. Obwohl ich ein paar Schwestern habe, war dieses nämlich nie ein Thema zwischen uns.
Wenn ich Erzählungen lese, die in der Vor-Emanzipationszeit spielen, frage ich mich immer, wie haben eigentlich die Männer diese Zeit erlebt. Haben sie sich wirklich ein "Kleines Dummchen" als spätere Ehefrau gewünscht. Eine die nichts anderes tut, als Kinder zu erziehen und am Herd zu stehen und zu allem Ja und Amen sagt, was der Holde Gatte zum Besten gibt. Irgendwie kann ich mir das nicht wirkliche Vorstellen, das der Großteil der Männer wirklich solch eine Frau haben wollte und sich nie eine wirkliche Partnerin wünschte.
Naja, es waren halt andere Zeiten.
Deine Erzählung hat mir wirklich gut gefallen. Ich bin wirklich Froh, dass ich diesem Drachen von Lehrerin nie über den Weg laufen musste .
Wenn man drei Miniröcke pro Stunde sieht :-)
Das hat mal irgendein Radiomoderator gesagt.
Ich finde es als Mann sehr spannend, zu lesen, wie denn die Mädels ihre Pubertät erlebt haben. Obwohl ich ein paar Schwestern habe, war dieses nämlich nie ein Thema zwischen uns.
Wenn ich Erzählungen lese, die in der Vor-Emanzipationszeit spielen, frage ich mich immer, wie haben eigentlich die Männer diese Zeit erlebt. Haben sie sich wirklich ein "Kleines Dummchen" als spätere Ehefrau gewünscht. Eine die nichts anderes tut, als Kinder zu erziehen und am Herd zu stehen und zu allem Ja und Amen sagt, was der Holde Gatte zum Besten gibt. Irgendwie kann ich mir das nicht wirkliche Vorstellen, das der Großteil der Männer wirklich solch eine Frau haben wollte und sich nie eine wirkliche Partnerin wünschte.
Naja, es waren halt andere Zeiten.
Deine Erzählung hat mir wirklich gut gefallen. Ich bin wirklich Froh, dass ich diesem Drachen von Lehrerin nie über den Weg laufen musste .
Einige dieser Lehrerinnen in der Frauenfachschule entsprachen bei mir genau dem Bild, wie Du sie beschrieben hast - grauslich. Übrigens: Du siehst richtig goldig auf dem Bild aus ...
Flott und locker erzählte Episode aus einer Zeit, die wir wohl alle irgendwie durchgemacht haben ... hat Spaß gemacht, sie zu lesen ...
Flott und locker erzählte Episode aus einer Zeit, die wir wohl alle irgendwie durchgemacht haben ... hat Spaß gemacht, sie zu lesen ...
Oh ja, diese Minirockzeit, ich habe sie nicht mitgemacht, denn dazu braucht man schöne Beine meine Röcke waren immer bis Mitte Knie. Schöne Erzählung.Wo dran merkt man(n) dass der Frühling beginnt?
Wenn man drei Miniröcke pro Stunde sieht :-)
Das hat mal irgendein Radiomoderator gesagt.
Ich finde es als Mann sehr spannend, zu lesen, wie denn die Mädels ihre Pubertät erlebt haben. Obwohl ich ein paar Schwestern habe, war dieses nämlich nie ein Thema zwischen uns.
Wenn ich Erzählungen lese, die in der Vor-Emanzipationszeit spielen, frage ich mich immer, wie haben eigentlich die Männer diese Zeit erlebt. Haben sie sich wirklich ein "Kleines Dummchen" als spätere Ehefrau gewünscht. Eine die nichts anderes tut, als Kinder zu erziehen und am Herd zu stehen und zu allem Ja und Amen sagt, was der Holde Gatte zum Besten gibt. Irgendwie kann ich mir das nicht wirkliche Vorstellen, das der Großteil der Männer wirklich solch eine Frau haben wollte und sich nie eine wirkliche Partnerin wünschte.
Naja, es waren halt andere Zeiten.
Deine Erzählung hat mir wirklich gut gefallen. Ich bin wirklich Froh, dass ich diesem Drachen von Lehrerin nie über den Weg laufen musste .
Liebe Grüße
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Autoren-in Baden Württemberg: Heidrun Böhm
Wenn man drei Miniröcke pro Stunde sieht :-)
Das hat mal irgendein Radiomoderator gesagt.
Ich finde es als Mann sehr spannend, zu lesen, wie denn die Mädels ihre Pubertät erlebt haben. Obwohl ich ein paar Schwestern habe, war dieses nämlich nie ein Thema zwischen uns.
Wenn ich Erzählungen lese, die in der Vor-Emanzipationszeit spielen, frage ich mich immer, wie haben eigentlich die Männer diese Zeit erlebt. Haben sie sich wirklich ein "Kleines Dummchen" als spätere Ehefrau gewünscht. Eine die nichts anderes tut, als Kinder zu erziehen und am Herd zu stehen und zu allem Ja und Amen sagt, was der Holde Gatte zum Besten gibt. Irgendwie kann ich mir das nicht wirkliche Vorstellen, das der Großteil der Männer wirklich solch eine Frau haben wollte und sich nie eine wirkliche Partnerin wünschte.
Naja, es waren halt andere Zeiten.
Deine Erzählung hat mir wirklich gut gefallen. Ich bin wirklich Froh, dass ich diesem Drachen von Lehrerin nie über den Weg laufen musste .
Liebe Grüße
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Autoren-in Baden Württemberg: Heidrun Böhm