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Der Roman 'Der Duft der Maiglöckchen' von Heidrun Böhm deckt gnadenlos die seelischen Abgründe der Bürger einer Kleinstadt auf. Im Mittelpunkt steht nicht der anfangs angedeutete Mord, sondern die Spießigkeit der ach so sensiblen und guten Mitmenschen, hinter deren Fassade sich oft eine ganz andere, eine doppelzüngige und scheinheilige Wahrheit verbirgt. Wer kennt nicht die angeblich hilfreiche Nachbarin, Erna Müller im Roman genannt, die sich Vertrauen erschleicht und es schändlich missbraucht, indem sie das ihr Anvertraute in Windeseile weitertratscht? Oder der freundliche Nachbar, ein scheinbar wahrer Menschenfreund, aber in Wirklichkeit schlachtet er das zufällig Gesehene in abfälliger Weise vor jedem, der ihm zufällig begegnet, aus. Vor solchen scheinbar leutseligen Mitbürgern sollte jeder einen weiten Bogen machen.
Fazit: eine gelungene Krimisatire mit etlichen sehr guten Metaphern und Vergleichen. Dazu ein wunderbar geglückter Debütroman der Autorin, der mich oft zum Schmunzeln brachte, aber auch nachdenklich stimmte.

Barbara Kühnlenz 



Alles beginnt mit einem Mord. Kommissar Berger, der eigentlich eine Wanderung geplant hatte, wird Zeuge und sieht eine schwarzhaarige Frau, die sich mit einer Waffe in der Hand vom Tatort entfernt. Erschossen wurde Gernot Winter, ein Bürger der Kleinstadt Schrobenheim irgendwo in Deutschland. Berger kennt diesen Mann, dessen erste Ehefrau vor Jahren auf mysteriöse Art und Weise verschwunden war. Der Verdacht, Gernot habe seine Frau ermordet, ließ sich nicht nachweisen.

Leser, die nun erwarten, eine spannende Kriminalgeschichte zu lesen, werden sich verwundert die Augen reiben. Der Mord scheint plötzlich zu etwas ganz und gar Nebensächlichem zu werden. Im Mittelpunkt der nun folgenden Geschichte stehen die Bürger der Stadt Schrobenheim. Teilweise überzeichnete Charaktere zaubern ein Schmunzeln in das Gesicht des Lesers, der Charakter- und Milieustudien liebt. Rückblenden in die Vergangenheit, Kindheitserlebnisse, die die Erwachsenen stark beeinflussen, all das wird in einem Kaleidoskop unterschiedlicher Episoden ausgebreitet und erzählt. Dass alles am Ende ' auch durch einen zunächst missglückten Mordanschlag ' wieder auf den eigentlichen Kriminalfall zurückführt, ist nicht vorhersehbar.

Handelt es sich bei 'Der Duft der Maiglöckchen' um einen Kriminalroman? Diese Frage muss man wohl eher mit NEIN beantworten. Denn die kriminellen Machenschaften verlieren an Bedeutung vor den zwischenmenschlichen Beziehungen, die verwickelter kaum sein könnten. Heidrun Böhm ist es mit ihrem Debütroman gelungen, das Spießbürgertum mit all seinen Verwicklungen auf eine amüsante Art und Weise darzustellen. Der Roman liest sich flüssig und lässt sich nur schwer aus der Hand legen. Wird sich am Ende alles aufklären? Diese Frage kann jeder Leser nur für sich selbst beantworten. Empfehlenswert ist diese leichte und eingängige Lektüre auf jeden Fall.

©Renate Behr, Mai 2012

JENNY:
 Heute möchte ich euch einen besonderen Buchtitel vorstellen. Besonders deshalb, weil ich während meines Praktikums im Verlagshaus el Gato das Vergnügen hatte, teilweise am Lektorat dieses Buches mitzuwirken. Es handelt sich um Heidrun Böhms Krimisatire.

Inhalt:
Schrobenheim ist eine Kleinstadt, wie sie im Buche steht: Gepflegte Vorgärten, neugierige Nachbarn und ordentliche Familienverhältnisse. Wer hier aus der Reihe tanzt, der bekommt gesellschaftlich keinen Fuß mehr auf den Boden. In diese kleingeistige Atmosphäre zieht die junge Barbara Winter. Ihr Ehemann Gernot ist ein waschechter Schrobenheimer und kann nicht verstehen, dass seiner Frau die Kleinstadtidylle nicht so recht gefallen will. Doch damit soll bald sowieso Schluss sein, denn Gernot hat ein Verhältnis mit Barbaras Arbeitskollegin Veronika und plant mit ihr Barbaras vorzeitiges Ableben. Die junge Frau wird nämlich reich erben, wenn ihr Vater, der derzeit noch in einem Pflegeheim dahinvegetiert, stirbt – was nur noch eine Frage der Zeit ist. Doch der Zufall funkt dazwischen und das Opfer erfährt von den Mordplänen, dreht den Spieß um und bald stecken alle Beteiligten in einem Skandal, den Schrobenheim noch nicht erlebt hat!
Was diesen Roman vor allem auszeichnet, ist seine überspitze Realitätsnähe und der Humor der Autorin, mit dem sie uns ihre Charaktere näherbringt. Keine der Figuren ist perfekt oder einfach nur „böse“ um des Böseseins willen. Jeder im Buch hat psychologisch nachvollziehbare Beweggründe, auch wenn wir einige mehr verurteilen werden als andere. Besonders amüsiert haben mich die Bewohner Schrobenheims, die so herrliche Schablonen real existierender Personen sind. Denn jeder Leser wird wohl eine Erna Müller kennen, die mit Schürze am Fenster hängt und darauf wartet, dass der Nachbar den nächsten Fauxpas begeht, den sie beim Kaffeekränzchen weitertratschen kann. Oder eine Veronika, die immer perfekt aussieht, allen Männern den Kopf verdreht und uns mit der Frage zurücklässt, warum unsere Frisur nach dem Aufstehen nicht so toll sitzt wie ihre. 
Im Grunde tun wir mit Frau Böhms Hilfe einen Blick auf die hässliche Seite der Menschen, die sich am Unglück anderer weiden. Doch die Autorin verpackt ihre kleine Gesellschaftstudie gekonnt mit viel schrägem Humor und einem kleinen Augenzwinkern, sodass die Geschichte zu einem höchst unterhaltsamen Leseereignis wird – und manchmal können wir uns hinter den Buchrücken freuen, wenn eine der ungeliebten Figuren, die wir aus dem Alltag kennen, ihr Fett wegbekommt. 

Ein typischer Kriminalroman ist „Der Duft der Maiglöckchen“ allerdings nicht, dafür steht die zwischenmenschliche Komponente zu sehr im Vordergrund!

 Das Mordkomplott bildet vielmehr die Bühne, auf der die Figuren ihre Gegensätzlichkeiten ausleben können – und das macht richtig Laune. Mit 190 Seiten ist das Buch zudem nicht zu lang und hält fortwährend den Spannungsbogen aufrecht.
Krimifreunde sollten auf jeden Fall einen Blick riskieren, dabei aber im Hinterkopf behalten, dass sie hier keinen Fitzek serviert bekommen und der Mord schnell Nebensache wird. Für alle anderen Leseratten spreche ich eine eindeutige Kaufempfehlung aus. Da das Buch relativ kurz ist, eignet es sich auf jeden Fall auch zum Reinschnuppern in den Stil der Autorin, von der wir hoffentlich noch mehr zu lesen kriegen.





Youla :

Tatort Schrobenheim.
Eine "gepflegte" Kleinstadt mit schönen Gärten, sauberen Einfahrten und neugierigen Menschen.
Gernot und Barbara Winter gehören dazu. Barbara Winter, Gernots erste Frau und eine "dazugezogene" kann sich nicht mit den Menschen und dem Ort anfreunden. In der Ehe kriselt es und außer Veronika hat sie keine Freunde. Doch dann erfährt sie, dass ausgerechnet ihre Freundin ein Verhältnis mit ihrem Mann hat. Barbara findet zwei Verbündete und plant ihre Rache.

Das Buch ist sehr flüssig geschrieben und hat mich von der ersten Seite an in seinen Bann gezogen.
Es fängt mit einem Mord an und wickelt langsam die Vergangenheit der beteiligten Personen auf. So kann man sich leicht in die Psyche der Charaktere versetzen und ihren Werdegang mitverfolgen.

Ist es ein Krimi oder eine Satire? Beides würde ich sagen, obwohl ich mehr zur Satire tendiere. Auf jeden Fall eine gelungene Mischung, die mir nette Gesellschaft geleistet hat. 
 


 


 

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