Der Duft der Maiglöckchen, eine Krimisatire. Erschienen im Verlagshaus el Gato.
Es war nicht so, wie es schien. Kommissar Berger hatte seinen Beruf geliebt. Er konnte nichts daran ändern, dass seine Mundwinkel nach unten hingen, unter seinen blauen Augen schwarze Schatten lagen und seine Stirn tiefe Falten aufwies. Er hatte immer so ausgesehen. Nur seine ehemals braune Lockenpracht wich einem spärlich grauen Haarkranz, der heute sein Haupt bedeckte. Er war Single, da er nie auf den Gedanken gekommen war, zu heiraten. Frauen hatten für ihn etwas Rätselhaftes,
Mystisches an sich. Er hatte nicht gelernt, damit umzugehen und wollte es nicht mehr lernen. Er war auch so gut zurechtgekommen.
Nun war er fünfundsechzig Jahre alt, pensioniert und konnte seinen Ruhestand genießen. Er hatte sich ein kleines, weiß verputztes Häuschen mit grünen Fensterläden und einem roten Ziegeldach gekauft. Das Häuschen lag nur ein paar Hundert Meter vom Waldrand entfernt. Es gab darin eine Küche, ein Wohnzimmer, ein Schlafzimmer und ein Gästezimmer. Das
Gästezimmer war genau genommen überflüssig. Besuch erwartete er sowieso keinen. Er hatte weder Freunde noch Verwandte. Aber er konnte in diesem Zimmer seine alten Akten aufbewahren, in denen er immer wieder gerne stöberte. Und das Wandern lag ihm im Blut. Dafür war Schrobenheim ein ausgezeichnetes Fleckchen Erde. Berger liebte es, durch die Wälder zu streifen und die klare Luft einzuatmen. Er liebte den Geruch der Tannennadeln und die Stille in den Wäldern. Dem Rauschen der Blätter im Wind und dem Gesang der Vögel konnte er stundenlang zuhören.
An einem herrlichen Maitag machte er sich auf den Weg in den Wald. Er hatte sich vorgenommen, den ganzen Tag zu wandern.
Berger schritt kräftig aus. Bald würde er den Waldrand erreicht haben. Die Glocken der nahen Kirche schlugen neunmal, der Wind war mild und streichelte seine Wangen. Fröhlich pfiff er eine kleine Melodie, die er schon seit seiner Kindheit kannte: „Das Wandern ist des Müllers Lust“ er erinnerte sich noch gut an den Tag, an dem er dieses Lied zum ersten Mal gehört hatte. Das war damals als …Ein dumpfes Geräusch, das aus dem Wald kam, durchdrang die Stille. Berger zuckte zusammen. Das war ein Schuss gewesen!
Auch wenn er nicht mehr im Dienst war, reagierte er unweigerlich so, wie es ihm seine jahrelange Berufserfahrung eingab. Er rannte los so schnell er konnte und tastete dabei nach einer Waffe, die er natürlich nicht dabei hatte. Dabei stolperte er über einen Maulwurfshügel, konnte sich eben noch abfangen, bevor er auf die Nase fiel, und kam keuchend oben an.
Doch er war zu spät gekommen. Im Wald raschelte etwas. Berger sah eine kleine dunkelhaarige Frau, die eine Pistole in der Hand hielt, durch das Gehölz flüchten.
Dicht am Waldrand lag ein kleiner stämmiger Mann, der mit offenen blauen Augen in den Himmel starrte. Durch das weiße Hemd sickerte Blut. Berger sah; der Schuss hatte ihn mitten ins Herz getroffen. Da war nichts mehr zu retten. Er kannte die Einwohner von Schrobenheim nicht alle. Aber Gernot Winter, der hier vor ihm auf dem Boden lag, den hatte er gekannt. Die Dame mit der Pistole musste die Frau aus Polen sein, die seit einiger Zeit Gernot Winters zweite Gattin gewesen war. Entsetzt musterte er die Leiche und überlegte sich, ob er der Frau folgen sollte. Aber er stand wie festgewachsen im Gras. Etwas Unbestimmbares, das er nicht greifen konnte, hinderte ihn daran. Tatsache war, auch Herr Winters erste Frau Barbara hatte versucht, ihren Mann zu ermorden. Sie war verschwunden, wie vom Erdboden verschluckt. Trotz ausführlicher Recherchen war sie nicht gefunden worden.
Berger hielt es sogar für möglich, dass ihr Mann sie getötet hatte. Man musste mit allem rechnen. Die Menschen waren schlecht und verdorben. Und das war ein Fall, den er nie gelöst hatte. Er würde ihn bis zu seinem Ende beschäftigen. Denn für Kommissar Berger durfte es keinen Fall geben, den man nicht aufklären konnte.
Es war die Landschaft die Barbara gefiel. Unberührte Wiesen, große Wälder, eine ideale Umgebung für Wanderer, Angler und Menschen, die die Natur lieben.
Wenn Barbara alleine spazieren ging, atmete sie die reine Luft in tiefen Zügen ein. Jedes Mal kam sie erfrischt, aber dennoch nicht zufrieden nach Hause zurück. Seit ihrer Hochzeit wohnte Barbara mit ihrem Mann Gernot in der Siedlung Kleebusch am Rande der kleinen Stadt Schrobenheim. Die kleinen Einfamilienhäuser im Stadtteil Kleebusch waren allesamt weiß verputzt, hatten grüne Fensterläden, eine Küche ein Wohnzimmer, ein Bad, ein Schlafzimmer und ein Gästezimmer.
Das Gästezimmer hätte man zu einem hübschen Kinderzimmer umgestalten können. Doch Gernot, ihr Mann war nicht daran interessiert. „Ich möchte ein freies Leben mit dir führen, ohne große Verpflichtung, Kinder würden mich stören“, hatte er ihr vor der Hochzeit gesagt. Was Gernot sagte, war alles wohl durchdacht, gut geplant und logisch. Barbara bewunderte ihn uneingeschränkt. Er strahlte die Selbstsicherheit aus, die ihr fehlte.
Doch das Leben hier war nicht, wie Barbara es sich vorgestellt hatte. Es schien, als ob die Nachbarn nichts anderes zu tun hätten, als hinter der Gardine zu stehen und zu beobachten, wer in der Siedlung in welches Haus ging.
Da war die kleine dicke Erna Müller, die für ein gutes Stück Schwarzwälder Kirschtorte selbst ihren Mann verraten hätte, und deren geblümte Kleiderschürzen ständig enger wurden.
Da war Gertrud, die Frau des Polizeibeamten Maier, die Erna Müller täglich auf ein Schwätzchen besuchte. Sie war eine hagere Person mit einer spitzen Nase, die sie nur zu gerne in die Angelegenheiten anderer steckte. Als Frau eines Polizisten wusste sie besser über die Vorkommnisse in Schrobenheim Bescheid als ihre Freundin Christine. Christine war die Frau des Fleischermeisters Mauser. Sie bekam hinter ihrer Ladentheke viel zu hören. Aber Gertrud Maier und Erna Müller konnten ihr jederzeit etwas mitteilen, das sie noch nicht wusste. Deshalb kam auch sie gerne und so oft es ihr möglich war zu Erna Müller.
Erna Müllers schwarze Knopfaugen, die voller Neugier aus ihrem dicken Gesicht blinzelten, schienen alles zu sehen, was vor ihrer Haustür geschah. Sie sah selbst Dinge, die nicht geschahen. Ihr Geltungsbedürfnis und ihr Reinlichkeitsbedürfnis waren äußerst ausgeprägt. Glücklich schien sie nur zu sein, wenn sie ihren Hof kehren oder im Garten arbeiten konnte.
Dann glänzten ihre Äuglein und ihre runden Bäckchen wurden rot vor Eifer.
Barbara mochte die Schrobenheimer nicht, nur mit Caroline, der Frau eines Kollegen hatte sie sich ein wenig befreundet. Es lag daran, dass sie aus einer anderen Stadt kam. In dieser Stadt war sie geboren und aufgewachsen.
Schrobenheim war ein kleiner Ort, der eingeklemmt zwischen Bergen und Seen lag und seinen Einwohnern eine konservative Idylle bot.
„In Freudenreich ist man nicht so konventionell wie in Schrobenheim, es gibt dort mehr Entfaltungsmöglichkeiten“, hatte Barbara Gernot zu erklären versucht.
Aber er hatte sie nur befremdet angesehen, den Kopf geschüttelt und den Mantel vom Haken genommen, um zur Arbeit zu gehen. Gernot hatte eine Stelle als Autoverkäufer hier in Schrobenheim, seiner Heimatstadt.
„Es ist passender, wenn du an den heutigen Abend denkst. Überleg dir, was du zur Betriebsweihnachtsfeier anziehen willst. Es muss ja nicht immer das dunkelblaue Kostüm sein“, hatte er gesagt.
Im Ortskern, gleich neben der Kirche mit dem roten Ziegeldach, gab es eine kleine Textilfabrik. Dort hatte Gernot für Barbara eine Arbeit besorgt. Sie arbeitete als Bürohilfskraft bei der Textilfabrik Bayer und Co.
Barbara hasste die Betriebsweihnachtsfeier von Bayer und Co. Ihr graute es davor, im Schrank nach einem festlichen Kleid zu suchen. Sicher würde sie wieder eine Stunde lang vor dem Spiegel auf und ab wandern, ohne etwas zu finden, das ihr gefiel. Seufzend betrachtete sie ihre kleine zierliche Figur im Wandspiegel des Schlafzimmers. Die kurzen blonden Haare standen trotz intensiver Pflege nach allen Seiten ab. Ihre Augen waren kastanienbraun und glanzlos. Ihre Nase erschien ihr zu lang, und der kleine Leberfleck auf der Nasenspitze störte sie. Barbara fand, er ließ sie aussehen wie eine Hexe.
Sie wünschte sich, ein bisschen krank zu werden, geradeso viel, dass es reichte, um eine Ausrede für die Weihnachtsfeier zu haben.
Wie jedes Jahr würde Herr Bayer, der Chef, mit seinem selbstgefällig aufgesetzten Lächeln das Fest eröffnen. Er redete über Bilanzen und gute Zusammenarbeit und erwähnte mit keinem Wort, dass die Firma seit langer Zeit rote Zahlen schrieb. Barbaras Kolleginnen würden sich bunt auftakeln und Gernot würde, wie in jedem Jahr, in einem albernen Nikolauskostüm ein selbst verfasstes Weihnachtsgedicht vortragen.
Auf der Weihnachtsfeier drängten sich hundert Betriebsangehörige mit Ehegatten und Partner in der festlich geschmückten Kantine. Ein braun gelockter Mann, den Barbara nicht kannte, spielte weihnachtliche Lieder auf einem elektronischen Klavier. Sein spitz nach unten zulaufender Vollbart, der ihm bis zu den Oberschenkeln reichte, wippte im Takt der Musik hin und her.
Seine Augen waren nach oben gerichtet. Unwillkürlich blickte Barbara in dieselbe Richtung. Möglicherweise sah er an der Decke die Englein jubilieren, das wollte sie auf keinen Fall verpassen.
Veronika, ihre Kollegin, stand am Büfett. Ihr langes rotes Haar war zu einer kunstvollen Frisur aufgesteckt und ihr schlanker weißer Hals hob sich in aufregendem Kontrast von dem mit glitzernden Pailletten bedeckten roten Abendkleid ab. Das Dekolleté ihres Kleides begann an den Ansätzen ihrer Brüste und schien, wenn man den Blicken der Männer folgte, an den Zehenspitzen zu enden. Sie war eine schöne Frau mit der Figur eines Mannequins. Veronika war seit kurzer Zeit Barbaras Freundin. Neben ihr kam sie sich wie ein Hühnchen vor, das man in einen dunkelblauen Leinensack gesteckt hatte. Veronika hatte eine großartige Gabe, sie konnte die Zukunft deuten. Ihr konnte Barbara alles anvertrauen.
Heute schien sie Barbaras Anwesenheit nicht zu bemerken. Leichtfüßig schwebte sie mit den spitzen Absätzen ihrer Pumps über das Holzparkett. Die mit Lidschatten und Wimpertusche dezent bemalten blauen Augen sahen jeden freundlich an. Ihr rot geschminkter Mund stand keinen Moment still. Sie war eine Meisterin des Small Talks. Das strahlende Lächeln, das um ihre Lippen spielte, konnte sie für jeden ihrer männlichen Kollegen neu herbeizaubern. „Und nun hören wir das Weihnachtsgedicht von Gernot Winter. Alle Jahre wieder ein Vergnügen!“ Gernot betrat die Bühne.
Sein Bart saß perfekt, jemand musste ihm geholfen haben. Er trug sein Gedicht fehlerfrei und ohne Stocken vor. Gernot las von einem wunderschönen Engel, der dieses Jahr vom Himmel herabgestiegen war, und ihn, den Weihnachtsmann, bezaubert hatte. Veronika drängte sich nach vorn zur Bühne. Ihre Augen hingen an seinen Lippen.
Langsam lichteten sich die Reihen. Barbara konnte Gernot nicht finden. Er musste sofort nach seinem Vortrag aus dem Saal gegangen sein. Veronika war ebenfalls nirgends zu sehen. Gernots Verschwinden beunruhigte Barbara mehr, als sie sich eingestehen wollte.
Kurz darauf saß Barbara am Steuer ihres Autos. Das schmale Band der weißen Markierungen am Straßenrand glitt schnell unter den Rädern weg. Eine Katze huschte lautlos über den Weg. Ihre Augen funkelten wild, als sie in großen Sprüngen dem Wagen auswich. Die Nacht war dunkel, der Mond versteckte sich hinter einem Meer von dichten Wolken. Die schwarzen Schemen der Bäume verzerrten sich zu bizarren Gestalten, die am Weg vorbeihuschten. Barbara wusste nicht, wo sie Gernot suchen sollte. Konnte es möglich sein, dass er zum nahe gelegenen See gegangen war, um nach seinem Boot zu sehen? Den See hatte sie in kurzer Zeit erreicht. Barbara parkte den Wagen in der Nähe der alten Trauerweiden, stieg aus und bemühte sich, Details des nur schemenhaft sichtbaren Ufers zu erkennen. Langsam und vorsichtig tastete sie sich voran. Die herabhängenden Äste der Bäume streiften über ihr Gesicht und hinterließen kleine Kratzer. Missmutig schob Barbara sie beiseite.
Die Wiese war feucht und ihre neuen Halbschuhe durchnässt, als sie frierend am Ufer ankam. Auch hier war niemand zu sehen. „Warum tu ich das? Was mache ich hier?“, murmelte sie verärgert.
Wo war Gernot? War er mit seinem Kollegen, den sie auch auf der Feier gesehen hatte, ein Bier trinken gegangen?
Aber wieso hatte er sie dann nicht darüber informiert, warum ließ er sie im Ungewissen?
Die Autotür klemmte. Wütend zerrte Barbara an der Tür. Ihre Füße sanken schmatzend in den feuchten Boden. Ein eisiger Schauer durchlief ihren Körper, ihre Zähne klapperten, sie zitterte. „Nun werde ich mich noch erkälten“, murmelte sie und zerrte nochmals an der Tür, die sich endlich mit einem leisen Knirschen öffnen ließ. Mit einem Seufzer ließ sie sich in den Fahrersitz fallen, zog die feuchten Strümpfe aus und die nassen Schuhe wieder an. Planlos fuhr Barbara zurück in die Ortschaft. Dort gab es nur noch das Valentino. Veronika hatte ihr gesagt, diese Gaststätte sei zurzeit wegen Renovierung geschlossen.
Es war überflüssig, dorthin zu gehen. Veronika war Stammgast im Valentino. Sie kannte Patrick, den Barkeeper und wusste Bescheid.
Patrick war ein erfahrener Barmixer. Er hatte sich hinter dem Tresen zu einem Menschenkenner entwickelt. Wenn einen Gast Probleme plagten, sah er es an dessen Mienenspiel. Sein feines Gehör filterte die Sequenzen ihrer Stimmen heraus. Patrick wusste, was es bedeutete, wenn eine Stimme schrill oder verzagt klang. In der letzten Zeit kamen immer mehr Arbeitslose ins Valentino. Nach dem dritten Drink begannen die meisten zu reden und Patrick hörte ihnen bereitwillig zu, während seine feingliedrigen Hände einen Drink nach dem anderen mixten. Die Gäste mochten seine weiche beruhigende Stimme und seine blauen Augen unter den dichten Brauen, die jeden Besucher offen und interessiert anblickten. Nur Gernot, der ihm gegenübersaß, schien Patrick nicht wahrzunehmen.
Erst als Veronika das Lokal betrat, entspannte er sich. Ihre attraktive Erscheinung zog wie immer alle Blicke auf sich.
„Sie ist ein Rasseweib“, sagte Patrick, der seinen Gast genau beobachtete. Veronikas rote Seidenbluse umschmeichelte ihren Oberkörper, die schneeweiße Hose saß perfekt an ihrem kleinen strammen Po. Ihre schwarzen Haare hatte sie im Nacken mit einem Kamm zusammengesteckt.
Als sie Gernot sah, setzte sie ihr schönstes Lächeln auf. „Hallo
Gernot“, zwitscherte sie und drückte ihm einen feuchten Kuss auf die Wange.
Patricks Hände zitterten, als er den nächsten Drink mixte. Veronika und dieser Gernot waren zusammen? Das durfte nicht wahr sein. Seine Beziehung zu Veronika war leger. Sie war ihm nichts schuldig. Dem ungeachtet war Patrick der Ansicht, Veronika gehöre zu ihm. Veronika strich ihm mit einem spöttischen Lächeln über den kahlen Kopf.
„Halllochen Patrick du entschuldigst uns“, säuselte sie dabei.
Dann nahm sie Gernot an der Hand und zog ihn in eine Nische.
„Seit vier Wochen ist die mit dem zusammen“, flüsterte Lisa die Kellnerin Patrick ins Ohr. Ihre Augen funkelten triumphierend, und auf ihrer Stirn erschien eine steile Falte. Lisa liebte es, Patrick eins auszuwischen. Sie mochte ihn nicht. Er hatte eine dubiose Vergangenheit und war den Schrobenheimern nicht geheuer. „Das interessiert mich nicht.“ Patrick spielte den Unnahbaren, jedoch sein Inneres war aufgewühlt. Er sah aus wie ein verletztes Tier, das soeben den Gnadenschuss erhalten hat. Ich brauche eine kleine Pause, übernimmst du? Patrick sah Lisa bittend an. Lisa kicherte und presste sich die Hand auf den Mund, um nicht laut loszulachen, als sie Patrick zum Nebenzimmer gehen sah. Sie wusste, von dort aus konnte er die Vorgänge in der Nische beobachten. Er musste nur die Tür einen Spalt weit öffnen.
Veronikas Augen glänzten im Kerzenlicht. Ihr Lächeln machte Gernot schwindelig. Das sanfte Kitzeln ihrer Lippen an seinem Ohr und der süße Duft des Maiglöckchenparfüms, das er ihr geschenkt hatte, ließen ihm eine Gänsehaut über den Rücken laufen. Er räusperte sich verlegen, als er sich an den Tisch setzte.
„Ich fühle mich nicht wohl, hier in dieser Nische“, flüsterte er.„Schrobenheim hat viele wachsame Augen und Ohren.“„Vergiss die Schrobenheimer“, sagte Veronika knapp und setzte sich neben ihn. Sie fühlte sich über solche Lappalien erhaben.
Gernot tastete mit den Augen Veronikas wohlgeformte Beine ab. „Schade, dass ich dich nicht vor Barbara kennengelernt habe“, seufzte er. Veronika ließ ihre Hand an der Innenseite seiner Schenkel aufwärts wandern. „Deine Barbara ist ein armes kleines Ding, das sich hier alleine fühlt“, wisperte sie. „Ich werde mit ihr reden. Sie braucht eine Freundin, der sie sich anvertrauen kann. Ich gebe ihr das Gefühl, dass sie zu mir kommen kann, egal was
passiert. Das ist bei Barbara nicht schwer zu erreichen, sie glaubt an Wahrsagerei. Ich werde alles Abtasten und ihr sagen, was sie tun soll. Ich sehe sofort, wenn ich ihren wunden Punkt gefunden habe. Barbara wird aus deinem Leben verschwinden, als ob es sie niemals gegeben hätte, oder liebst du sie etwa noch?“
„Ich liebe nur dich.“ Gernots Augen glitten zärtlich über ihr Gesicht.
Veronika war die Frau, die er gesucht hatte. Mit ihr würde er durch die Hölle gehen. Veronikas Vorschlag, Barbara aus der Welt zu schaffen, war genial. Das Erbe ihrer Eltern stand ihm zu, wenn Barbara nicht mehr lebte. Sie hatte es selbst bestimmt, als sie für ihren kranken Vater der im Altenheim war, die Vormundschaft übernommen hatte.„Eine klitzekleine grandiose Summe Geld für uns beide“, gluckste Gernot vergnügt und küsste Veronika liebevoll. Patrick schloss leise die Tür zum Nebenzimmer. Er hatte genug gehört.