Es gibt immer einen Weg
Sie sitzt allein im Wohnzimmer, die beiden Kinder sind längst im Bett, der Ehemann immer noch nicht zu Hause – wie so oft in der letzten Zeit. Im Radio singt Udo Jürgens "Ich war noch niemals in New York", diesmal singt sie mit.Diesen Abend schildert Heidrun Böhm in ihrer Biografie. "Das Lied passte gut, so fühlte ich mich damals", sagt die Autorin. Sie wollte weggehen, ihren Mann verlassen, doch ihr fehlte der Mut zum Aufbruch. Noch immer lebte sie in der Vorstellung, sie selbst sei an allem schuld. Erst Monate später gelang es ihr, mit der unglücklichen Ehe abzuschließen, sich von den Zwängen zu befreien und ein neues, selbstbestimmtes und selbstbewusstes Leben zu beginnen.
Diese Geschichte erzählt die Albstädter Autorin in ihrem jüngst erschienenen Roman "Ich war noch niemals in New York". Sie schreibt offen, ehrlich, authentisch – und will alleinerziehenden Müttern und Vätern zeigen, dass man auch in schwierigen Situationen sein Leben in den Griff bekommen kann: "Es gibt immer einen Weg." Ihre Absicht ist es, mit ihrem Buch Mut zu machen: Es sei wichtig, Probleme nicht zu verschweigen, sondern sich zu öffnen und Hilfe anzunehmen. "Das habe ich gelernt." Leicht sei es ihr nicht gefallen, das erste Mal bei der Diakonie anzufragen. "Man muss sich überwinden, aber es lohnt sich." Ihr haben Begegnungen mit Menschen geholfen, stärker und selbstbewusster zu werden: "Irgendwann fürchtete ich das Alleinsein mit den Kindern nichtmehr. „Anderthalb Jahre hat Heidrun Böhm an ihrem Buch geschrieben. Sie hat sich Zeit gelassen mit dem Schreiben, "ich bin Rentnerin und stehe nicht unter Druck."
Heidrun Böhms Roman beginnt mit den Erinnerungen an eine Kindheit ohne Vater, es folgen die Jahre der Pubertät, die Beziehungen zu den falschen Männern – und schließlich die richtigen Entscheidungen, die ihrem Leben ein neue Richtung gaben. Leicht war es nicht: Die Zeit als alleinerziehende Mutter sei hart gewesen, auch in finanzieller Hinsicht, sagt Heidrun Böhm. "Ich habe mich überwinden müssen."
"Als das Buch fertig war, war es für mich eine Erleichterung". Heidrun Böhm hat ihre persönliche Geschichte aufgearbeitet und hofft, dass auch ihre Leser etwas mitnehmen können. Eine der wichtigsten Botschaften formuliert sie so: "Es hängt nicht von anderen ab, ob man glücklich ist oder sich wohlfühlt. Dafür ist man selbst verantwortlich."
Heidrun Böhm, geboren 1953 in Albstadt, schreibt seit 1986. Sie war Mitglied der Autorengruppe Zimmerer. Für ihre Kurzgeschichte "Nächstenliebe" hat sie 1986 den Theodor-Greiner-Literaturpreis der Stadt Reutlingen erhalten. Ihre Autobiografie wird die Albstädter Autorin am Donnerstag, 5. Juli, im Lesezirkel der Stadtbücherei in Tailfingen vorstellen. Der Roman ist als E-Book und als Taschenbuch bei Amazon erhältlich.
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